Armut bei uns
Armut ist mehr, als nur wenig Geld haben
Armut ist eine prekäre Lebenslage, die sich in verschiedenen Bereichen bemerkbar macht: Arbeit, Bildung, Wohnen, Gesundheit, soziale Kontakte und Freizeit. Armut drückt sich neben dem fehlenden Geld vor allem dadurch aus, dass die betroffenen Personen in unserer Gesellschaft kaum Handlungs- und Teilnahmemöglichkeiten haben.Fachleute messen Armut, indem sie die beschränkten Möglichkeiten Armutsbetroffener mit dem Lebensstandard der Gesamtbevölkerung vergleichen. Wir sprechen daher von relativer Armut. Demgegenüber sprechen wir von absoluter Armut, wenn Menschen von weniger als 1,25 US-Dollar pro Tag leben müssen – ein Massenphänomen in den Entwicklungsländern, aber nicht bei uns. Hier ist Armut eine Frage der gesellschaftlichen Integration: Wer arm ist, kann nicht mitmachen und steht im Abseits.
Sozialhilfebezüger weisen besonders oft keine berufliche Ausbildung auf (Quelle: BFS)

Die häufigsten Armutsrisiken
Die vier Hauptrisiken für Armut sind: ein tiefes Bildungsniveau, die Zahl der Kinder, der Wohnort und vor allem die soziale Herkunft. Diese Risiken verstärken sich je nach Nationalität, Familienform, Gesundheit, Alter und Geschlecht. Alle Menschen in der Schweiz sind modernen Risiken wie Arbeitslosigkeit oder Scheidung ausgesetzt. Sie können uns alle jederzeit treffen.Am meisten von Armut betroffen sind Menschen mit tiefem Bildungsniveau, mit drei oder mehr Kindern, mit gesundheitlichen oder finanziellen Problemen, mit unsicherem Aufenthaltsstatus sowie Menschen, die aus einer bildungsfernen Familie kommen.
Die Gefahr, arm zu werden, ist für Angehörige der obersten Schichten am kleinsten. Für Angehörige der untersten Schichten sind alle diese Risiken am grössten. Demnach sind 70 Prozent der Bevölkerung nie arm, 20 Prozent sind armutsgefährdet und 10 Prozent dauernd arm.
Wie viele Menschen sind arm in der Schweiz?
Es gibt keine nationale Armutsstatistik. Zahlen können jedoch der Sozialhilfestatistik, der Working-Poor-Statistik und der Armutsquote von Personen im Erwerbsalter zwischen 20 und 59 Jahren entnommen werden. Alle anderen Angaben beruhen auf Schätzungen – so auch diejenigen von Caritas.Caritas geht davon aus, dass etwa jede zehnte Person in einem Haushalt lebt, der von einem Erwerbseinkommen unterhalb der Armutsgrenze leben muss. Das sind zwischen 700 000 und 900 000 Personen. Mehr als die Hälfte von ihnen leben in Haushalten mit Kindern. Multipliziert man sie mit der durchschnittlichen Anzahl Kinder pro Haushalt, erhält man eine minimale Anzahl von 260 000 Kindern, die von Armut betroffen sind. Minimal ist die Schätzung deswegen, weil in armutsbetroffenen Familien die Kinderzahl über dem Durchschnitt liegt.